mediArt stellt während den Sommermonaten junge Künstler verschiedener Disziplinen aus in der Ausstellung « été jeune ». Birte Svea Metzdorf gehört dazu und beantwortete 5 Fragen zu ihrer kreativen Situation:
Beschreibe dein Kreationsprozess. Wie sieht ein Tag im Atelier für dich aus?
Zuerst stelle ich eine zu meiner Stimmung passende Musik an, räume mein Atelier auf und lege mir mein Material zurecht. Dieses Ritual brauche ich täglich, um mich auf meinen Ateliertag einzustimmen. Danach betrachte ich meine Bilder des Vortages und notiere in mein Skizzenbuch, welche Veränderungen ich noch vornehmen möchte. Ich durchstöbere dabei auch häufig meine Ideenbücher, die mit gesammelten und sortierten Zeitungsausschnitten, Fotos etc. gefüllt sind.
Wenn ich noch keine konkrete Idee haben sollte, beginne ich eine Leinwand zu bauen oder sie zu grundieren. Ich arbeite immer an mehreren Werken gleichzeitig, die in verschiedenen Zuständen sind. Dies liegt daran, dass ich viele lasierende Farbschichten auftrage, bis ich schließlich eine Figur oder Objekt skizziere. Damit ich nicht unnötig warten muss, bis die Farbe getrocknet ist, habe ich immer zwei oder drei Bilder im Atelier stehen. Außerdem kann es mir passieren, dass während des Malens ein Problem auftritt und ich mehrere Wochen brauche, bis ich eine zufriedenstellende bildnerische Lösung dafür gefunden habe. Damit ich im Malen nicht ins Stocken komme, arbeite ich in der Zeit an einem anderen künstlerischen Projekt. Hierbei passiert es mir dann häufig, dass ich eine Strategie für ein anderes Bild finde oder mir noch ein Motiv einfällt.
Welche Schwierigkeiten begegnet man als jünger Künstler? Welche Vorteile hat man?
Die Kunstszene lebt meistens durch Kontakte: Ausstellungsmöglichkeiten werden häufig durch ansässige Kunstvereine oder Bekannte vermittelt. Daher war es für mich zunächst schwierig meine Bilder an geeigneter Stelle zu präsentieren. Anfangs habe ich deshalb in Restaurants ausgestellt und mich bei Kunstvereinen und Wettbewerben beworben. Erst nach und nach haben sich regelmäßige Kontakte entwickelt, durch die ich an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen kann.
Der Vorteil noch ein jüngerer Künstler zu sein ist, dass ich mich noch nicht auf einen Stil festgelegt habe – die Betrachter haben keine bestimmte Vorstellung, wenn sie meinen Namen lesen. Ich stehe nicht unter dem Druck, dass jede angefangene Leinwand verkauft werden muss, sondern ich experimentiere sehr viel. Ich suche mich noch in jedem Bild und bin offen für Neues.
Welcher Kunsttrömung /Kollektiv aus der Vergangenheit hättest du dich gerne angeschlossen?
Ich hätte mich einer surrealistischen Künstlergruppe angeschlossen. Meine Liebe für die Malerei habe ich als Jugendliche während eines Spanienurlaubs entdeckt: Meine Familie und ich besuchten das Salvador Dali Museum in Figueres und ich war begeistert von den Werken, die phantastische Traumwelten aufleben lassen. Dieses Spiel von Realismus und Fiktion hat mich sofort in den Bann gezogen. Der Betrachter weiß nicht, in welcher Wirklichkeitsebene er sich befindet. Realistische Dinge werden neu zusammengestellt und bieten so ein ungewohntes Bild.
Das Internet sorgt für einen einfachen Zugang zu Kunst was ein breites Publikum ermöglicht. Jedoch entstehen so schnell “Modeerscheinungen”. Was bewirkt es für dich?
Das Internet ist heutzutage ein unausweichliches Medium: Meine Bilder und Videos sind für andere in einem Blog zugänglich. Wenn ich auf der Suche nach einem Motiv bin, kann es hilfreich sein, im Internet die Bildersuche zu verwenden. Gleichzeitig bietet sich das Internet als Plattform an, um sich zu vernetzen.
Modeerscheinungen sind nur dahingehend interessant, wenn ich einen bestimmten Hype in einem Zeichentrickfilm oder ein Bild verarbeiten möchte. Dies habe ich deshäufigen auch schon getan: Dabei habe ich mir Videos von Mutproben angeschaut, die Jugendliche auf YouTube hochgeladen haben und dies in einem Zeichentrickfilm transferiert. Ich würde jedoch nicht das Internet nutzen, um einen bestimmten Stil kopieren, der im Moment im Web gut ankommt. Das Wort „Modeerscheinung“ zeigt schon, dass es nur ein Trend ist, der nach einiger Zeit wieder nachlässt.
Kann man von seiner Kunst als junger Einsteiger leben?
Vom Bilderverkauf alleine kann ich zurzeit nicht leben, jedoch vom kreativen Arbeiten: Ich arbeite als Mitarbeiterin am Institut für Kunstpädagogik der Goethe Universität Frankfurt am Main und unterrichte dort Studierende im Bereich Video. Außerdem habe ich in Zusammenarbeit mit dem Schreibzentrum der Goethe Universität Erklärfilme zum Thema „Wissenschaftlichen Arbeiten und Schreiben“ entwickelt. In diesem Bereich gebe ich ebenfalls Workshops und halte Vorträge.