Politische Wahlen sind keine Schicksalsschläge.
Sie sind ganz normale Vorgänge in einer Demokratie. Augen-Blicke des mündigen Bürgers auf das künftige Fahrtenbuch derer, die er für einige Jahre mit der Lenkung der Landesgeschäfte betrauen will.
Keine unterwürfige Denkmalpflege also, sondern ein Aufruf zum kritischen denk-mal.
In Krisenzeiten liegt das Augenmerk da zwangsläufig bei Wirtschaft, Finanzen und sozialen Fragen. DocheinLand regieren ist eine ganzheitliche Aufgabe. Eine Geschichte mit vielen Facetten – auch zwischenmenschlichen, soziokulturellen, kulturellen Aspekten.
Beim genauen Augen-Blick stellt man derzeit hierzulande jedoch fest, dass dieser kulturbehaftete Gesichtspunkt bei den politischen denk-mal-Exerzitien eher hintangestellt wird. Man hat ja Prestigeträchtiges getan. Und das Gießkannenprinzip funktioniert zur vollsten wahlpolitischen Zufriedenheit.
Dabei harren einige große Herausfordungen dringender Lösungen im Kultur-Alltag. Zum Beispiel, was denn nun mit all den Künstlernachlässen geschehen soll, deren Autoren das heutige blühende Kunstfeld während der vergangenen sechzig Jahren beackert haben. Wer hier weiterhin vertröstet, lügt sich in die eigene Tasche. Das ist nun wirklich kein Schicksalsschlag. Oder?
Paul Bertemes