Hommage an Paul Schneider

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„Einen Stein“, sagte Paul Schneider, „versteht man nur, wenn man das will.“

Nun ist der saarländische Künstler im Alter von 93 Jahren verstorben.

Paul Schneider hatte Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre an der Staatlichen Werkakademie in Kassel und an der Staedel-Kunsthochschule in Frankfurt/Main studiert. 1991 war er Ehrengast der Villa Massimo in Rom. 2001 wurde er im Saarland zum Ehrenprofessor ernannt.

In den früheren Jahren seines Schaffens nutzte er neben Holz vor allem Metall als Material. Damals entstanden insbesondere turmartige filigrane Skulpturen aus dünnen Stahlblechen, die an konstruktivistische Architektur anknüpften.

Ab 1973 verwendete Paul Schneider dann ausschließlich den Werkstoff Stein. Schwerpunkt dabei war der bildhauerische Dialog mit dem Stein: „Ich versuche, die Menschen neugierig auf das Wesen der Steine, ihren Charakter zu machen. Für jeden Stein, den ich bearbeite, muss ich eine adäquate Sprache finden. Es macht mir Freude, einen Stein zu gestalten, mit ihm in einen Dialog zu treten. Ich entwickle mich dabei.“

Paul Schneider verlieh seiner geometrischen Formensprache in den steinernen Zwiegesprächen eine philosophische, mitunter transzendentale Dimension. „Den Stein muss man anfassen, ihn in seiner Seele erfühlen.“

Paul Schneiders Stein-Werke strebten ins kosmische Licht, so wie sich der Lichtfluss in einer gotischen Kathedrale an einem zentralen Punkt sammelt, um sich zu bündeln und zurück in den Kosmos zu strömen. Als Bildhauer stellte er Verbindungen zwischen den Elementen her, bündelte in seinen „Sonnensteinen“ das Licht, um es mit Lichtgeschwindigkeit durch jahrtausendealte Steinmaterie zu jagen. Gleichzeitig bohrte er Öffnungen ins dunkle Innere des Steins hinein.

Die Kunsthistorikerinnen Dr. Claudia Maas und Dr. Oranna Dimmig schrieben in ihrem gemeinsamen Beitrag „Paul Schneider – Im Dialog mit dem Stein“ (Visites d’Ateliers – Atelierbesuche, éditions mediArt, Luxembourg 2006): „Werke Schneiders findet man im öffentlichen Raum und – besonders beeindruckend – in Landschaften. Geographisch gesehen liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit deutlich auf der südwestdeutschen Grenzregion mit Lothringen und Luxemburg. Doch der Bogen ist weit gespannt, wozu Schneiders Beteiligung an internationalen Symposien nicht unerheblich beiträgt: Indien (Patiala/Punjab, Cholomandal), Georgien (Tiblissi), die Slowakei (Kosice), Österreich (Wien-Perchtoldsdorf), Italien (Rom-Tivoli), Irland (Carlow) und Großbritannien (Leicester).“

In Luxemburg hat Paul Schneider die Monumentalskulptur „Stein der Öffnung“ (Blue Bahia-Stein) im Eingangsbereich des „Hôpital Kirchberg“ und den „Stein für Frühling und Herbst, Morgen und Abend, Sonne und Mond » (Schwarz-Schwedischer Granit) für das internationale Skulpturensymposion in Bilsdorf geschaffen.

Sein größtes Projekt, das renommierte internationale Steinbildhauersymposion „Steine an der Grenze“, hatte Paul Schneider an der deutsch-französischen Grenze auf dem Höhenzug zwischen Merzig und Launstroff initiiert und geleitet. An dem Symposion waren auch die luxemburgischen Künstler Jeannot Bewing und Bertrand Ney beteiligt.

 

Paul Bertemes